Seit dem Kollaps der Sowjetunion wirkt der Kapitalismus alternativlos. Die Hoffnung auf eine bessere Gesellschaft vergangener Jahrhunderte ist einer Ergebenheit gegenüber den bestehenden Verhältnissen gewichen. Die sozialistische Bewegung ist heute nicht mehr ansatzweise in der Lage, politische Mehrheiten für eine Umwälzung unserer Wirtschaftsordnung zu mobilisieren. Unsere Mitmenschen sind von der sozialistischen Idee vollkommen desillusioniert. Wer kann es ihnen übel nehmen? Wir bieten ihnen keinen Gegenentwurf, der für sie nachvollziehbar ist. Deshalb greift unsere Kritik des Gegebenen für sie auch zu kurz. Denn egal, wie sehr sie ihre Unterdrückung spüren, sehen sie dennoch keinen Ausweg. Es liegt an uns als sozialistische Bewegung, diese Perspektive wieder zu schaffen. Wir müssen eine greifbare Alternative formulieren, die nicht nur in unseren Augen, sondern in denen der Mehrheit der Gesellschaft sinnvoll erscheint. Der demokratische Sozialismus ist unweigerlich zum Scheitern verurteilt, wenn wir daran scheitern. Um die kapitalistische Hegemonie zu brechen, bedarf es einer materiellen Gegenbewegung, die durch Praxis die Wirksamkeit der sozialistischen Idee unter Beweis stellt. Wir müssen unserer Klasse eine real existierende Alternative schaffen, in der die Arbeitenden selbst über die Ausrichtung der Wirtschaft, den Alltag in ihrem Betrieb und die Verteilung ihres Profits bestimmen können. Deshalb brauchen wir eine politökonomische Bewegung, die nicht nur das Versagen des Kapitalismus aufzeigt, sondern den Weg weist zu einer prosperierenden, demokratisch-sozialistischen Wirtschaftsordnung. In diesem Heft möchte ich die Grundrisse dessen zeichnen.